Was ist Alexander Technik?

Wahrnehmen lernen

Die Alexander-Technik hilft uns zu erkennen und zu reflektieren, wie wir selbst die einfachsten Aktivitäten tun: gehen, stehen, sitzen, liegen. Wir entwickeln eine kinästhetische Wahrnehmung für die Qualität unserer Bewegung – oder unserer Stille: Wie leicht – wie aufwändig ist sie? Fließt der Atem oder halten wir ihn fest? Gibt es einen Sinn für Fluss und Verbindung oder wirkt es statisch und fragmentiert?

Wie wir unsere alltäglichen Aktivitäten ausführen – selbst die einfachsten – ist entscheidend, denn wir selbst sind das Instrument, durch das wir agieren. Schon im Sitzen, Stehen, Gehen, Atmen sind wir aktiv, machen von diesem Instrument Gebrauch (-oder "mißbrauchen es"), und diese Aktivität liegt allen anderen Tätigkeiten zugrunde. Sie ist so sehr die selbstverständliche Grundlage unseres Lebens, dass wir sie selten als eine komplexe Aktivität in sich selbst anerkennen – unsere einzigartige, kontinuierliche Reaktion auf die Welt um uns herum, unter den Bedingungen der Schwerkraft.

Im Alltag richten wir gewöhnlich unsere Aufmerksamkeit auf die Aufgabe, auf das Ziel, außerhalb unserer selbst. Dabei vernachlässigen wir in der Regel die Qualität unserer Koordination. Wir stehen, sprechen, bewegen uns in unserer eigenen, unverwechselbaren Art und werden dabei größtenteils von unterbewussten Gewohnheiten geleitet. Auf uns selbst wird unsere Aufmerksamkeit meist erst durch Unwohlsein oder Schmerz gelenkt.

unser Potential

Wir sind von Natur aus befähigt, uns mit der sanften Kraft, der gut koordinierten Beweglichkeit und der wachen Entspanntheit zu bewegen und zu handeln, die wir noch gelegentlich in Kindern beobachten können. Das ist unser Potential, eine innewohnende Möglichkeit.
Alexander entdeckte, dass diese "natürliche" Koordination ein bestimmtes Muster aufweist: wenn die Dinge gut funktionieren, wird in allen Aktivitäten ein bestimmtes dynamisches Verhältnis von Kopf, Hals und Rumpf aufrechterhalten, bei dem der Kopf leicht auf der Wirbelsäule balanciert, während sich der Rücken in Länge und Breite ausweitet. Dieses komplexe Zusammenspiel wird "reflexhaft" gewährleistet und ist mit fließender, leichter Bewegung verbunden; gleichzeitig ermöglicht es ein gutes Funktionieren der Organe.
Wie genau beeinträchtigen wir dieses angeborene Potential?

Gewohnheiten

Unsere Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten können unsere Atmung und unsere allgemeine Koordination und Funktion stören – dann „mißbrauchen“ wir unser „Instrument“. Dies beeinflusst sowohl die Effektivität unserer Handlungen als auch die Qualität des Kontaktes mit uns selbst und mit der Welt.

Die Alexander Technik hilft uns, diese Gewohnheiten zu erkennen und unsere kinästhetische Wahrnehmung zu verfeinern. Wir lernen aufmerksam dafür zu werden, wie wir uns körperlich organisieren, während wir etwas tun. Wir entwickeln die Fähigkeit, angewöhnte, übermäßige Spannung in unserer Haltung und Bewegung zu lösen. Wir lernen, uns behutsam in eine andere Richtung zu lenken, um eine Koordination zu ermöglichen, die mehr im Einklang ist mit unserer physischen Struktur.

"Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, geschieht das Richtige von selbst."

Indem es uns gelingt, unsere Muster von Anspannung (oder Zusammensinken) loszulassen, werden wir mit einem Gefühl von Leichtigkeit belohnt. Wir fühlen uns gleichzeitig geerdeter und besser unterstützt, verbunden und präsent. Wir erkennen – möglicherweise im Gegensatz zu unserer bisherigen Erfahrung – dass wach und fokussiert sein nicht unbedingt mit Aufwand oder Anstrengung einhergehen muss und nicht das Gegenteil von entspannt sein ist. Rückwirkend zeigt sich, dass unser Verständnis von “Entspannung” oft eher einer zusammengefallenen, trägen Verfassung entspricht – der Kehrseite vom Zustand einer Aktivität, die unverhältnismäßig angespannt und mühsam ist.

Wir lernen, indem wir unsere unangemessenen Gewohnheiten ablegen, oder ver-lernen. Dies ist potentiell ein lebenslanger Prozess!